Glaskugel vs. Neugier – Hannover Messe Report
Bestimmt haben Sie auch schon einige Reisen in ferne Regionen unternommen. Da gibt es neben der exotischen Pracht fürs Auge dann immer auch etwas, worüber die bunten Postkartenmotive hinwegtäuschen. Es begegnet einem beispielsweise auf dem Parkplatz vor der Sehenswürdigkeit, beim Spaziergang durch die malerische Altstadt oder auf dem straßenseitigen Hotelbalkon. Es ist ein Erlebnis für die Sinne, das auch die modernsten Digitalkameras nicht einfangen können: der Gestank von alten Dieselmotoren.
Zum Glück kehrt man nach so einem Urlaub ja aber wieder in unser fortschrittliches, sauberes, umweltplakettiertes Land zurück. Dachte ich zumindest. Bis ich mit meinem Mentor neulich in Hannover auf der Industrieleitmesse stand. Wie lautete da doch gleich das Mega-Thema dieses Jahr? Richtig: Industrie 4.0. Und dann das: Noch ganz begeistert vom Livestream der Messe-Eröffnung am Sonntagabend, wurde uns gleich zu Beginn von einem dieselstinkenden Linienbus der Hamelner Verkehrsbetriebe die Messe-Laune gehörig verpestet. Wir dachten uns: Mit Industrie 4.0 und dem Wandel zu einer besseren Welt sollten solche Erlebnisse hierzulande doch eigentlich der Vergangenheit angehören, oder?
Mal ehrlich: Können Sie sich vorstellen, wenn Google die Industrie-Messe ausrichten würde, dass dann stinkende, lärmende Verkehrsbusse die Besucher nerven und die neuesten E-Cars unter „ferner liefen“ präsentiert werden würden, nämlich irgendwo bei Halle 27, auf dem Hinterhof? Für Gehbehinderte eine Zumutung. Da fehlten eigentlich nur noch die Dixi-Klos! Und weil wir schon dabei sind: Warum lassen sich einige Wichtigtuer in ihren S-Klassen auf dem Messegelände herumkutschieren? Was würde wohl Google dazu sagen? Ich vermute, sie würden diesen Leuten einfach E-Bikes in die Hand drücken – mit der entsprechenden App. Vielleicht ist das auch der entscheidende Unterschied zu Google. Aller Probleme zum Trotz: Google ist einfach von A bis Z zukunftsgewandt. Punkt. Aber dazu später mehr. Mein Mentor und ich waren jedenfalls gleich zu Messebeginn sprachlos. Aber fünf volle Tage Messe-Expedition zum Thema Industrie 4.0 lagen ja noch verheißungsvoll vor uns.